Schlagwort-Archive: Gesellschaft

Flaschenpost – Impuls zu 1. Mose 4, 9 – Wer ist mein Bruder?

Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel?
Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein?

1. Mose 4,9

Flaschenpost

Auf einem der Fischzüge mit ihrem EU-Supertrawler vor der Westküste Afrikas im Jahr 2020 war es wieder soweit: das berstend volle Schleppnetz wurde eingeholt. Gerade noch rechtzeitig konnte Pablo die zwischen all den Fischen auf dem Fließband liegende Flasche herausangeln. Schnell war klar: die Flasche war verschlossen und ein Zettel lag darin.  Er nahm die Flasche zu sich und brachte sie nach Schichtende zum Kapitän. Dieser öffnete die Flaschenpost und holte den Zettel heraus. Darauf stand:
„Seit Jahrhunderten fangen wir an unseren Küsten Fisch. Nun sind die Meere leer. Seit Jahrhunderten wohnen wir hier an der Küste. Nun versinken unsere Häuser im nassen Sand.“

Im Sommerurlaub 2024 fand Lea beim spielen am Strand von Italien eine Flaschenpost und brachte den Fund freudestrahlend ihrer Mutter.  Erwartungsvoll öffneten sie zusammen die Post und die Mutter las vor:
„Mit unserem Flüchtlingsboot durften wir in Europa nicht anlanden. In Seenot gekommen, wurden wir von der libyschen Marine gerettet und zurück nach Afrika gebracht.“

Auf meiner lang ersehnten Wüstentour im Jahr 2026 sah ich im heißen Wüstensand eine Flasche glitzern. Wie ein Brennglas hat sie mich geblendet.  Darum habe ich sie aufgehoben und war erstaunt darin einen Zettel zu finden. Neugierig habe ich diesen herausgeholt und gelesen:
„Mein Meer war leer,
mein Strand versunken,
Europa abgeriegelt,
die Wüste zu trocken.“

© aponto / 28.07.2018

Verhältnis Christus – Gläubiger – Kirche

Diese kurzen Gedanken habe ich anlässlich der Tageslosung vom 11.07.2015, bzw. des zugehörigen Lehrtextes aus Röm 12,2
„Fügt euch nicht ins Schema dieser Welt, sondern verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr zu prüfen vermögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“
aufgeschrieben.
Da ich mich an diesem Tag mit dem Epheserbrief beschäftigt hatte und an anderer Stelle von der „PRIVATSACHE“ des Glaubens und der Gottesbeziehung geschrieben wurde, sind wohl diese Gedanken so entstanden:

Wie ist das Verhältnis Christus – Gläubiger – Kirche (Christi) zu sehen?

Der Verfasser des Ephesserbriefes, dieser auch als theologisches  Vermächtnis der Paulusschule angesehen wird,  sieht in der Kirche Christi den präsentischen Heilsraum, gleichwohl Kirche unbestritten noch immer einem Wachstums- und Reifeprozess unterworfen ist und bleiben wird.

Christus – Haupt der Kirche.
Apostel und Propheten – unveränderlich Fundament und Norm.
Der Apostel als Bote des Geheimnisses des Evangeliums.
Kirche als der Leib Christi.

Im Ephesserbrief wird auch ein Gegenentwurf zum damals herrschenden Kaiserkult (Kaiser das Haupt, römisches Reich der Leib) festgemacht: Christus das Haupt, Kirche Christi der Leib.
In der Kirche offenbart sich die Herrschaft Christi und sind durch das Evangelium erst alle wirklich frei!

Wie ist das nun heute, nach den Jahrhunderten mit einer Kirche, die zur politischen Macht geworden ist?
Die durch die im 4. Jhd. erfolgte Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im Römischen Reich, selbst Teil der „Hure Babylons“ wurde?

Heben die Irrungen und Wirrungen der institutionellen Kirche/n in der Geschichte die paulinische Theologie auf?

Hat Christus Kirche als Heilsraum aufgegeben?
Hat Kirche somit theologisch ausgedient?

Christus nun das Haupt vieler Leiber?
Jeder wird nach seiner Facon selig?

Ich bin überzeugt, dass wir um die Gemeinschaft von Christen, als Kirche Christi verstanden, nicht umhin kommen.  Christus möchte Schranken und Fremdherrschaft-/bestimmung einreißen, möchte durch den Heiligen Geist im Sinn Christi sammeln –
keinesfalls aber zerstreuen.

Christus möchte auf dem von ihm selbst geschichtlich einmalig gelegten Fundament der Apostel und Prohpeten in seiner Kirche sammeln und als alleiniges Haupt regieren.

Kirche Christi, als Gemeinschaft aller Gläubigen, als Leib Christi, nicht als irgendeine Institution, aber dadurch eben auch als Institution,
ist präsentischer Heilsraum, ist, so verstanden, Gegenentwurf zum Herrschaftssystem und -prinzip dieser Welt.
Das ist aus meiner Sicht als ekklesiologische Relevanz des Evangeliums zu verstehen.

Christen sind in der Taufe an Christus gebunden und somit unweigerlich Teil der Kirche Christi. Das in der Schrift durch Apostel unf Propheten tradierte Evangelium Christi ist Fundament und Norm eines jeden Christen, aber eben auch der Kirche Christi als Ganzes, als Leib Christi. Christus das alleinige Haupt, macht frei von jeglicher Fremdherrschaft, auch kirchlich institutioneller, fügt aber gleichzeitig alle als lebendiger Leib Christi in der Gemeinschaft zusammen.

Diese Spannung ist nach meiner Überzeugung auszuhalten!

Kirche ist aus meiner Sicht daher nicht aufzugeben, sondern muss sich auf dem von Christus gelegten Fundament, getrieben durch den Heiligen Geist, verwirklichen.

Kirche muß sich als Gegenentwurf zum weltlichen Herrschaftssystem verstehen und, da Kirche, wie jeder Einzelne eben auch, den Verstrickungen ihrer Zeit unterliegt, immer wieder aus dem weltlichen System befreien (Bsp: Reformation, Bonhoeffer, …) und auf Basis des gelegten Fundamentes immer wieder neu erfinden.

Kirche als Gemeinschaft ausnahmslos aller Gläubigen ist durch das Evangelium verpflichtet Versöhnung, Gemeinschaft, Integration und Einheit, trotz aller Unterschiede und Differenzen, trotz allem Trennenden, zu suchen und immer wieder neu zu (er-)finden.

Kirche als integraler Bestandteil des Evangeliums, Leib Christi und präsentischer Heilsraum, ist, so verstehe ich die Schrift, elementar.