Die Prophetin Mirjam

17. So n Trinitatis: Predigt zu Römer 10, 9-18 – Das Wort sagen

„.. Das Evangelium Christi erfahrbar machen. Mit allen Fasern des Seins, durch und durch die Botschaft von Jesus Christus leben. Da wird die Tat zur Rede und die Rede zur Tat, das Leben aber zur Predigt. ..“

Hören wir zunächst auf den Predigttext aus Römer 10, in dem Paulus an die römische Gemeinde schreibt:

9
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.
10
Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig.
11
Denn die Schrift spricht (Jes 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«
12
Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.
13
Denn »wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden« (Joel 3,5).
14
Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?
15
Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jes 52,7): »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!«
16
Aber nicht alle waren dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jes 53,1): »Herr, wer glaubte unserm Predigen?«
17
So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.
18
Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja »in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt« (Ps 19,5).


Liebe Gemeinde,

Paulus ist ein umtriebiger Kerl und dazu noch gebildet. Argumentieren, das kann er.

Ja, und es beschäftigt ihn sehr, wie das zusammengeht mit seiner jüdischen Herkunft, seinen abgelegten Überzeugungen, seinem Volk, dem Volk Gottes und nun mit diesem Jesus.

Dieser Jesus, der ihn einfach so umgehauen hat; vom Pferd gestürzt, geblendet – einfach komplett umgedreht. Mitten in seiner Mission gegen die Ketzer, diese Nazarener.

Jesus war doch tot. Warum geben seine Anhänger denn dann nicht endlich Ruhe?

Und jetzt? Jetzt ist er selbst einer von denen. Tourt unermüdlich durch die Welt und ruft jedem zu, ob der es hören möchte oder nicht:

Jesus lebt! Und mit ihm auch ich und du und die und der und alle, die an IHN glauben!

Ja, dieser Paulus kann ein großes Beispiel für uns sein. Ihn hat nicht mehr interessiert, wo eine herkam, wer sie oder er waren.

Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.“ (Röm 10, 12)

Nein, ihn hat nur interessiert, wie er helfen kann, auf Christus aufmerksam zu werden.

Die Frohe Botschaft verkündigen. Das Evangelium dir und mir sagen, zusprechen. Selbst davon reden, was dir geworden ist, was Jesus dir geworden ist.

Predigerin, Prediger sein. So zitiert Paulus aus Jesaja: „Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!“ (Jes 52, 7)

Im August 2019 hatten wir dieses von Paulus zitierte Wort aus Jesaja 52 als Losungstext: „Wie lieblich klingen die Schritte des Freudenboten auf den Bergen, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Rettung verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott ist König geworden!“ (Jes 52, 7)

Dazu ist damals von mir nachfolgende Auslegung geschrieben worden:

Friedensbote sein – was für ein erfüllendes Gefühl das sein muss.
Wann habe ich dieses Gefühl zuletzt in mir gehabt?
Hatte ich dieses erhabene Gefühl überhaupt schonmal?

Sehnsucht steigt in mir auf:

Auf Bergen möchte ich unterwegs sein. Hinunterschauen ins weite Land, in die grünen Niederungen und saftigen Auen der friedlichen Täler.

Hinein in strahlende Sonne und weiße Wolkenmeere,
mich baden – im blauen Meer des Himmels mich berauschen.

Friede und Glück – alles und jede umarmen,
überschwänglich grüßen.

Frohgemut schreite ich, jetzt springe und hüpfe ich – hinab ins Tal.

Bald grüße ich die misstrauisch, mürrisch dreinschauende alte Dame in ihrem Rollstuhl. Husch und schon über die Straße gebracht. Ein kleines Kaffeekränzchen gefällig? Gerne doch. Darfs auch ein Stück Schokotorte sein?

Gleich streiche ich der blonden Göre mit den lustigen Sommersprossen durchs Haar. Ein Eis? Au ja!

Der Bub, der Fußball und ich – das Match ist perfekt!
Die Hose ruiniert.

Bringt eurer Mutter ein paar Blümchen mit und richtet aus:
Ein alter, junger Opa hat mit uns gespielt. Er bittet für uns die verspätete Ankunft zu entschuldigen.

Hey Liebling, wie war dein Arbeitstag? Komm, wir wollen einen Spaziergang in den Sonnenuntergang wagen!


So weit meine Auslegung zum von Paulus hier angesprochenen Losungstext über die Friedensboten und Friedensbotinnen.

Verkündigung lebt von der Begegnung.

Sie lebt nicht vom Besserwissen, vom Belehren, vom Dozieren, vom Recht haben. Verkündigung lebt von der echten, authentischen Begegnung, vom im doppelten Sinn berühren und berührbar sein.

Verkündigung lebt vom Sagen, vom Aussprechen, vom Zusprechen der Frohen Botschaft, dem Evangelium.

Verkündigung lebt davon, dass wir uns auf den Weg machen. Auf den Weg zu unserem Selbst, auf den Weg zu unserem Bruder und HERRN Jesus und schließlich, dass wir uns auf den Weg machen zu unserem Gegenüber im Du.

Was wollte Jesus mehr, als dass wir seinem Beispiel folgen. Nur darin sieht und erkennt er wahre Nachfolge: in Wort und Tat an seinen Geringsten, an unserem Gegenüber.

Das Evangelium Christi erfahrbar machen. Mit allen Fasern des Seins, durch und durch die Botschaft von Jesus Christus leben.

Da wird die Tat zur Rede und die Rede zur Tat, das Leben aber zur Predigt.

Und dann kann geschehen, was Paulus so ausdrückt:
So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ (Röm 10, 17)

Amen


Es gilt das geschprochene Wort.
Andreas Ponto / Metzingen, 2021-09-26

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