Athena

Predigt zu Lk 16, 1-9 – Klug Handeln!

„Hey du, hast du mal einen Moment? Ich hab da mal ein paar Fragen an dich. Du bist doch auch einer von denen, die glauben und so. Du weißt ja, mit Religion, da habe ich nichts am Hut. Aber wie ist denn das. Kannst du mir da Auskunft geben?“

Hören wir zunächst auf den Predigttext aus Lukas 16:

1
Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz.
2
Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein.
3
Da sprach der Verwalter bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich, zu betteln.
4
Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde.
5
Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?
6
Der sprach: Hundert Fass Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig.
7
Danach sprach er zu dem Zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der sprach: Hundert Sack Weizen. Er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig.
8
Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.
9
Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.

Liebe Gemeinde,

das kennen wir doch ganz gut aus der Politik, dem öffentlichen und dem Vereinsleben, oder?

Da passt einer nicht mehr ins System, hat aufgemuckt, etwas Unbedachtes gesagt oder getan, ist jemandem auf den Schlips getreten oder hat dem anderen ins Revier gepinkelt. Und schon wird gegraben und gefunden. Dann und dann, das und das. Untragbar. RÜCKTRITT!

Erst im Nachgang wird dann den Anschuldigungen nachgegangen, werden diese aufgearbeitet. Oft genug bestätigt, genauso oft aber auch falsch. Aber das Opfer wurde von der empörten Öffentlichkeit gefordert und dann auch pflichtgetreu gebracht. Eine Personalrochade und schon scheint die Welt vermeintlich wieder in Ordnung.

So kommt es mir im Predigttext ebenfalls vor. „.. der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz.“

Die direkte Folge: „Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein.“

Hier wird vom Verwalter nicht gesagt: Lass uns das erstmal überprüfen und dann sehen wir ja, ob an den Anschuldigungen etwas dran ist. Nein. Gib Rechenschaft, übergib die Kasse und dann ist Schluss mit uns. Und du bist hier raus.

Und der Verwalter weiß auch, dass das unausweichlich ist. Er kennt das Spiel genau. Also macht er da gar nicht lange rum, sondern sorgt nüchtern und klar berechnend vor für die Zeit nach seiner Amtsführung.

Alternative Betätigungsfelder, Fähigkeiten, Berufe hat er nicht und betteln kommt für ihn nicht in Frage, ist unter seiner Würde. Als Verwalter braucht er es auch nicht wo anders versuchen. Der Ruf wird ihm vorauseilen. Nach menschlichem Ermessen ist er ruiniert.

Also muss er jetzt, solange er kann, solange noch Zeit ist, handeln und für die Zeit danach vorsorgen.

Gedacht, getan: Schnell werden die Schuldner seines Herrn einbestellt und in nicht unerheblichem Umfang und zu Lasten seines Herrn begünstigt. Noch hat er Vollmacht und Legitimation dazu.

Diese werden ihm dann etwas schuldig sein und sich an ihn erinnern, wenn er an ihre Türe klopfen muss, um um Hilfe zu bitten.

Eine Hand wäscht die andere, oder?

Und wie reagiert sein Herr bei der Kassenprüfung, bei der Übergabe der Geschäfte, bei der Schlussabrechnung auf diese Trickserei? Er lobt ihn.

Es steht zwar nichts darüber, aber meine Interpretation ist folgende. Bis auf diese Maßnahme zur persönlichen Absicherung waren die Bücher sauber. Die Anwürfe und Verleumdungen gegen den Verwalter haben sich nicht bestätigt.

Aber beiden, dem Herrn, wie auch dem Verwalter war klar, dass das Anstellungsverhältnis nicht aufrecht erhalten werden kann.

Wägem G‘schwätz, wäge de Leid.

Und so hat der Herr seinen baldigen Ex-Verwalter für sein kluges und nachvollziehbares Verhalten gelobt. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Und genau soweit und nur soweit trägt dieses Bild, das Jesus hier erzählt. „Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.“, resümiert Jesus.

Es geht eben nicht um die Legitimierung von Schmiergeld, Bakschisch und unrechtmäßiger Bereicherung oder Vorteilsnahme.

Es geht um das kluge Handeln und die Anerkennung dieses Handelns untereinander. Und ich sehe noch einen weiteren Punkt, nämlich sich Freunde machen, zweckmäßige, dienliche Beziehungen schaffen.

So, und nun die Frage an uns. Wie könnte das denn konkret aussehen? Was könnte Jesus damit den von ihm als Kinder des Lichts bezeichneten sagen wollen?

Da ist der in der Predigt so beschriebene Punkt: „ [Der Verwalter].. sorgt nüchtern und klar berechnend vor, für die Zeit nach seiner Amtsführung“.

Vor dem Hintergrund unseres Wochenspruchs reflektiert, bedeutet das was? Wer kann denn bei der Schlussabrechnung bestehen vor dem Richterstuhl Christi? Wer hat denn etwas zu bieten? Mit dem entlassenen Verwalter gesprochen: „ .. graben kann ich nicht, auch schäme ich mich, zu betteln.“

Also, dann helfe ich doch schnell noch ein paar anderen Schuldnern des Herrn. Seit ihr Kinder des Lichts, dann helft einander zum Guten, seit untereinander treu – im Kleinen, wie im Großen.

Übervorteilt euch nicht, fahrt nicht daher wie die Herren, presst nicht die Witwen und Benachteiligten, sondern dient einander, bildet eine Dienstgemeinschaft in

Glaube, Liebe,
Hoffnung, Geduld,
Sanftmut, Frömmigkeit,
Genügsamkeit, Gerechtigkeit.

Kurz, dient einander, indem ihr IHM allein die Ehre gebt.

Man könnte rückbezogen auf den Herrn und seinen Verwalter auch sagen: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Wie sieht es denn da bei mir, mit mir in der Gemeinde, im Kirchenbezirk, in der Pfarrerschaft, in den verschiedenen Gruppen und Gremien über die Synoden bis hinein in die Landeskirche, die EKD und die Ökumene aus?

Mir muss nicht jede und jeder sympathisch sein. Aber bin ich in der Lage vor dem Hintergrund des Richterstuhls Christi und der Schlussabrechnung bedacht, im Sinne einer Dienstgemeinschaft meiner/meinem Nächsten zur Seite zu stehen und alles andere einfach sein zu lassen?

Wie es da konkret bei mir und meinem Handeln damit aussieht, das fragt Jesus mich hier an.

Und was könnte es mir sagen, wenn weiter angefügt wird: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.“

Ich sehe zweierlei. Der erste Punkt, der kurz nach unserem Predigttext angeführt wird, lautet: im Kleinen treu sein.

Damit ist im Gegensatz zum Großen, dem Ewigen und Göttlichen, das Alltägliche, Irdische, Weltliche gemeint. Der Umgang in Geschäft und Handel miteinander, der Umgang in der Gesellschaft, in Bildung und sozialem Ausgleich, in der Chancengleichheit, in der Gerechtigkeit, im Umgang mit der Schöpfung, mit dem sozialen Frieden.

Wenn wir es hierin nicht schaffen, wie wollen wir es denn dann mit den höheren Dingen des Seins und der Existenz schaffen?

Und zum anderen sehe ich noch einen viel spannenderen Punkt.

Schaffe ich es durch meine Art und Weise umzugehen, im Irdischen, wie im Himmlischen, im ganz normalen Leben, wie im Glauben, mir mit allen, wo es an mir liegt, Freundschaft zu machen, in guter Beziehung zu stehen.

Damit diese dann, wenn alles bricht worauf sie hier und heute bauen, jemanden haben, wohin sie sich wenden können? Dass ich ansprechbar und beziehungsfähig bin.

Hey du, hast du mal einen Moment? Ich hab da mal ein paar Fragen an dich. Du bist doch auch einer von denen, die glauben und so. Du weißt ja, mit Religion, da habe ich nichts am Hut. Aber wie ist denn das. Kannst du mir da Auskunft geben?

„.. damit, wenn er [dieser Mammon]zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.“

In der Welt sein, beziehungsfähig und ansprechbar, in Kontakt und Austausch – vernetzt. Aber mit klaren Werten: Im Kleinen, wie im Großen treu. In den Dingen des täglichen Lebens, wie in den großen Fragen des Seins.

Eine Dienstgemeinschaft bilden in

Glaube, Liebe,
Hoffnung, Geduld,
Sanftmut, Frömmigkeit,
Genügsamkeit, Gerechtigkeit.

Und in allem gebt allein GOTT die Ehre.

Amen


Es gilt das geschprochene Wort.
Andreas Ponto / Neuhausen/Stuttgart, 2020-11-15

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