Berner Oberland

Tageslosung, 30. Januar 2021 – Geschöpf


Einen Tag im Jahr nehmen und für die Besinnung auf meine Geschöpflichkeit verwenden. Oben. Ruhe. Weiter Blick. Allem Treiben entrückt. Auf Ich und Du mit der Natur, Gottes Schöpfung. Und mein Ich mitten drin. Geborgen und ein Teil des Ganzen. Ganz nah bei meinem Selbst. Satt geerdet und doch so leicht allem enthoben.

Alle deine Geschöpfe sollen dich preisen, HERR, alle, die zu dir gehören, sollen dir danken! Ps 145, 10

Die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott. Hebräer 6, 7

Wenigstens einen Tag im Jahr nehmen und für die Besinnung auf meine Geschöpflichkeit verwenden.

Unter meinen Füßen der frische Tau auf den Gräsern. Nebelschwaden wabern über die Wiesen und zwischen den Streuobstbäumen.

Rehe stehen im Morgengrauen auf der Lichtung und äsen. Im Hintergrund der Wald vor hoch aufragenden Berggipfeln.

Am Horizont steigt die Sonne auf und nimmt ihren Tageslauf. Die Rehe springen auf und während ein Bussard sich aufschwingt, tauche ich in den Wald ein.

Der Pfad geht steil hinauf, der Puls geht stetig und gleichmäßig, der Kopf wird ruhig: eingetaucht in den pulsierenden Organismus des Waldes.

Verschnaufpause auf halber Höhe, Hände auf der knorrigen Baumrinde, lebendige Ruhe, stetiger Strom des Lebens in seinen Adern, umgebender und durchdringender Atem der Schöpfung.

Ein Stück weiter dann das Murmeln des Baches, der unablässig und frohgemut hinab ins Tal springt. Ein paar Hände voll frischem Nass ins Gesicht und auf die Arme. Später in der Hitze wird es meine Füße kühlen und den Durst stillen.

Ich trete hinaus aus dem Wald und gehe auf in der Bergwelt mit seinen frischen Wildkräuterwiesen. Gämse und Steinbock springen an steilen Felswänden entlang. Ruhig schraubt sich ein Adler mit dem Aufwind immer weiter in die Höhe, der Sonne entgegen.

Das Gipfelkreuz fest im Blick, ein Tritt vor den anderen. Schweigen. Freudig angestrengt schlägt das Herz gleichmäßig den Takt dazu.

Oben. Ruhe. Weiter Blick. Allem Treiben entrückt. Auf Ich und Du mit der Natur, Gottes Schöpfung.

Und mein Ich mitten drin. Geborgen und ein Teil des Ganzen. Ganz nah bei meinem Selbst. Satt geerdet und doch so leicht allem enthoben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert