… Mich sollst du fürchten und dich zurechtweisen lassen – …
Zefanja 3,7
… Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!
Matthäus 4,17
Angst
Vor wem oder vor was fürchte ich mich?
Wer oder was macht mir Angst?
Das habe ich mich heute unter dem Eindruck der Tageslosung gefragt.
Die Antwort ist für mich nicht leicht. Zu diffus sind die Ängste oft in mir unterwegs. Sie lenken mein Reden und Handeln oft, ohne dass ich mir dessen bewusst bin oder ich etwas dagenen tun kann. Danach ärgere ich mich dann oft. Oder ich frage mich, was denn nun schon wieder mit mir los war.
Ur-Ängste
Mit 40 Jahren hatte ich das bestimmte Gefühl, dass da etwas Besonderes mit mir passiert/vorgegangen ist. Ich fühlte mich erwachsen. Zumindest wesentlich erwachsener und unabhängiger als noch kurze Zeit davor.
Aber die Ur-Ängste meiner Kindheit, die haben mich bis heute mehr oder weniger stabil begleitet. Das muss ich konstatieren.
Es ist harte Arbeit, aber inzwischen kann ich sagen, dass diese Ängste Stück für Stück ausziehen. Ich habe gelernt ihnen die Türe zu weisen. Nicht allen auf einmal, aber einer nach der anderen.
Wertekanon
Und das im umgekehrtem Verhältnis dazu, wie ich gelernt habe, mit Respekt und Achtung mit mir selbst, meinem Körper, meinem Geist, meinen Ressourcen, meinem Sein und meinem Umfeld umzugehen: behutsam, achtsam, liebevoll, zugewandt, aufmerksam, bewusst – unaufgeregt, offen, klar, transparent, abgeklärt.
Mein Wertekanon hat sich stark verschoben: Erfolg, Status, Ansehen, Verdienst haben ihre Bedeutung eingebüst.
Und damit sind viel Ängste gewichen:
– die Angst in den Augen anderer zu versagen
– die Angst nicht anerkannt zu sein
– die Angst vor der Meinung anderer über mich
– die Angst vor der Kritik anderer an mir
– die diffuse Angst schlechthin
Bewusstsein
Zugenommen hat das Bewusstsein, dass ich so geliebt bin, wie ich bin. Und die Folgerung daraus, dass jeder Mensch so geliebt ist, wie er ist. Du bist geliebt! Dieses Angenommensein, dieses Grundvertrauen und Zutrauen, empfinde ich als einen wunderbaren Schlüssel für mein Selbst, dem Umgang mit mir und anderen.
Hilfe
Geholfen hat mir dabei nicht unwesentlich, der neu gewonnene Glaube an einen liebenden Gott, der sein Geschöpf sieht und wahrnimmt als ein wertvolles und direktes Gegenüber.
Geholfen hat mir dabei, mein erwachsener Glaube, der nicht von „Oberen“, „Richtern“, „Propheten“ und „Priestern“ abhängt. …
„Ihre Oberen sind brüllende Löwen und ihre Richter Wölfe der Steppe, die nichts bis zum Morgen übrig lassen. Ihre Propheten sind leichtfertig und voll Trug; ihre Priester entweihen das Heiligtum und deuten das Gesetz freventlich. Zefania 3, 3-4
Geholfen hat mir meine mir neu erarbeitete Spiritualität, die den Sonn- und Feiertag kennt, aber auch im Alltag seinen Platz hat – dort hinein wirkt.
Geholfen haben mir mein freies Bekenntnis, der unerschrockene Mut, Hoffnung und Zuersicht auf Gottes Eingreifen in meine und unser aller Wirklichkeit.
Geschenktes: Leben und Erlebtes
Das alles hat mit geholfen und hilft mir täglich neu, das mir geschenkte Leben und das Erlebte anzunehmen, zu reflektieren und hoffnungsvoll neu zu deuten.
In diesem Sinne verstehe ich die Worte:
„… Mich sollst du fürchten und dich zurechtweisen lassen …“