„Es bleibt zu fragen, ob nicht die ältere Generation, die die das Sagen und aktuell die Macht hat, nicht im Sinne einer Generationengerechtigkeit mehr Verantwortung dafür übernehmen muss, was diese den jungen, nachfolgenden Generationen hinterlassen wird.“
Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch betrügerisch handeln einer mit dem andern. 3. Mose 19, 11
Seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt. 1. Petrus 3, 8-9
In unseren Tagen wird vieles gleich als systemrelevant und alternativlos klassifiziert, um entsprechende Maßnahmen zu rechtfertigen.
Wochen und Monate später wird dann gesagt, man habe es nicht besser gewusst und man müsse sich entschuldigen.
Vielleicht wäre es an mancher Stelle sinnvoller, anstatt von absoluten und unausweichlichen Gegebenheiten, mehr von „aktuell wissen wir es nicht besser“ zu sprechen.
Vielleicht wäre es an mancher Stelle besser zwischen actio und reactio die ratio einzusetzen.
Aber das ist das eine.
Was jedoch für alle Gesellschaften und Ordnungen tatsächlich absolut und systemrelevant ist, ist das Grundvertrauen in ein funktionierendes und verlässliches Gesamtsystem.
Worauf baut eine Gemeinschaft auf. Was sind die Werte und Parameter nach denen gehandelt, be- und geurteilt wird und die für alle gleichermaßen gelten.
Unsere Tageslosung spricht hier einen wichtigen Grundkonsens in Gesellschaften an: nicht stehlen, nicht lügen, nicht betrügen. Und wer dagegen verstößt, wird entsprechend sanktioniert.
Gerät dieses Grundprinzip aus den Fugen, wird Recht gebeugt, nimmt Ungleichheit überhand, dann schwindet das so wichtige Grundvertrauen in die gesellschafttliche Ordnung und der soziale Frieden ist gefährdet.
Die westliche Welt mit ihren christlichen Grundwerten, der Aufklärung, den Menschenrechten und den Demokratien war lange Zeit Garant für sozialen Frieden und prosperierende Gesellschaften.
Doch die jüngsten Erfahrungen in den USA, Polen und Ungarn lehren uns, dass das nicht so bleiben muss.
Auch die aktuellen Erfahrungen mit Reichsbürgern, rechtem Gedankengut, Verschwörungstheoretikern und Populisten im eigenen Land zeigt, dass nichts selbstverständlich ist.
Es bleibt zu fragen, ob nicht die ältere Generation, die die das Sagen und aktuell die Macht hat, nicht im Sinne einer Generationengerechtigkeit mehr Verantwortung dafür übernehmen muss, was diese den jungen, nachfolgenden Generationen hinterlassen wird.
Auch in diesem Sinn kann das Wort der Tageslosung bedacht werden: Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch betrügerisch handeln einer mit dem andern.
Damit auch nachfolgende Generationen eine lebensfreundliche Schöpfung vorfinden und ein lebenswertes Leben möglich ist.