Simeon und Hannah

1. So n Christfest: Predigt zu 1. Joh 1, 1-4 – Christus, das Fleisch gewordene Wort

Liebe Gemeinde,

in den letzten Tagen ist von unseren Schwestern und Brüdern aus Ephesus ein Lehrbrief in unserer Gemeinde eingetroffen.

Für unseren Gottesdienst heute habe ich mir deshalb vorgenommen, daraus das Vorwort zu lesen, und mit euch ein paar Gedanken dazu zu teilen. Vielleicht ergibt sich ja daraus dann im Nachgang auch Gespräch und Austausch dazu.

Gottesdienst 2. Januar 2022, 1. So n Christfest: Predigt zu 1. Joh 1, 1-4



Ich lese also zuerst das Vorwort aus dem Johannesbrief (1. Joh 1, 1-4):

1
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens –

2
und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –,

3
was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.

4
Und dies schreiben wir, auf dass unsere Freude vollkommen sei.

Soweit das Vorwort aus dem Lehrbrief.

Wort des Lebens – gehört, gesehen, betrachtet, betastet

Liebe Gemeinde,

von wem oder was ist da die Rede, wenn vom Wort des Lebens gesprochen wird? Ich bin mir sicher, ihr wisst es schon längst: Jesus Christus.

Heute am 1. Sonntag nach dem Christfest sind wir im Kirchenjahr noch mitten in der Weihnachtszeit. Christus ist Mensch geworden. Gott ist in Fleisch und Blut gekommen. Das lebendige Wort mitten unter uns Menschen. Das ist festes und unumstößliches Bekenntnis unseres christlichen Glaubens.

Und in der Beschäftigung mit dem Predigttext habe ich mich gefragt, wie das heute, 2000 Jahre später immer noch Bekenntnis sein und neu für jede und jeden werden kann.

In der Schriftlesung aus dem Evangelium von Lukas (Lk 2, 22-40) haben wir dazu von zwei Zeugen gehört, die ein Beispiel sein können: Simeon und Hannah.

Simeon tritt als Erstes auf. Simeon bedeutet Erhörung. Der Heilige Geist hat ihm zugesagt, dass er Jesus zu seinen Lebzeiten sehen wird.

Da ist der gerechte und gottesfürchtige Jude Simeon, der auf den Trost Israels wartet. Simeon bedeutet Erhörung. Als Josef und Maria mit ihrem erstgeborenen Sohn Jesus in den Tempel kommen, regt der Heilige Geist Simeon an, ebenfalls dorthin zu gehen.

Und mitten unter den vielen Leuten und den vielen Eltern, die ihr erstgeborenes Kind in den Tempel bringen, erkennt er das Kind von Maria und Josef als den Christus des Herrn. In einer Menge von Erwachsenen mit deren Kindern, sieht er ein Baby, erkennt darin den Christus, nimmt diesen Jungen auf seine Arme, begreift so also buchstäblich dieses Kind mit Namen Jesu als den Christus. Das Heil, ein Licht zur Offenbarung für die Nationen.

Was hat Simeon dieses Sehen ermöglicht? Er hat sich als gottesfürchtiger und gerechter Mann vom Geist Gottes leiten lassen. Seine Sehnsucht, sein Warten wurde erhört.

Und da ist die Prophetin Hanna, die mit Fasten und Gebet Gott dient. Hanna wird mit die Begnadete übersetzt. Auch sie kam zu dieser Zeit in den Tempel, hat in diesem Kind die Erlösung erkannt und dann allen davon erzählt.

Für mich spricht Lukas mit diesen beiden Personen Simeon und Hanna ganz wichtige Eigenschaften an, die es ermöglichen, dass Jesus in das Leben eines Menschen tritt. Und das auch heute in unserer Zeit, in das Leben einer jeden Frau und eines jeden Mannes.

Was Lukas in der Schriftlesung mit Simeon und Hanna uns so plastisch und konkret beschreibt, das macht der Schreiber des Johannesbriefs mit den Worten: Das Wort des Lebens hören, sehen, betrachten und betasten.

Liebe Gemeinde,

indem ich das Wort des Lebens mir sagen lasse, höre ich es;
indem ich es lese, sehe ich es;
indem ich damit umgehe, betrachte ich es;
und indem ich danach lebe, betaste ich es.

Ewiges Leben – erscheinen, sehen, bezeugen, verkünden

Das Wort des Lebens gilt zunächst immer für mich selbst. An wen oder was glaube ich, worauf hoffe und vertraue ich – was verkündige ich mit meinem Reden, Tun und Handeln.

In der inneren Einkehr zu und der Auseinandersetzung mit mir selbst klärt sich, an wen und was ich glaube, worauf ich hoffe.

Indem mein Ich das mit seinem Selbst immer wieder neu klärt, sich darin vergewissert, komme ich in Austausch und Beziehung mit meinem Selbst und bleibe so auch bei mir selbst.

Und dann kann geschehen, was Simeon und Hanna im Tempel erleben und was der Schreiber des Johannesbriefs sagt: Im Glauben an Jesus erscheint mir das ewige Leben, so dass ich es sehen, bezeugen und schließlich verkündigen kann.

Gemeinschaft – untereinander, mit dem Vater, mit dem Sohn

In einer Gemeinschaft von Gläubigen, Hoffenden, Suchenden und Wartenden, die auf das Wort des Lebens vertrauen und bauen, entsteht Gemeinschaft mit Gott, dem Vater und dem Sohn.

Da wird geschwisterliche Liebe und Nächstenliebe Ausdruck, Verkündigung und Zeugnis einer Gemeinschaft, deren Fundament der Erschienene, der Gehörte, der Gesehene, der Betrachtete und der Betastete, schlicht und einzig allein Jesus Christus das ewige Leben ist.

Vollkommene Freude ist dort möglich, wo eine Gemeinschaft in ihrem Bekenntnis zu Jesus Christus offen und dem Leben zugewandt lebt und IHN verkündet.

Amen

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